Mara Loytved-Hardegg
(geb. 1942)
abstrakte Linien
Farblithografie 1/30,
Maße 42 x 42 cm,
u. r. sign.
Biografie
Mara Loytved-Hardegg wurde in Nürnberg, kurz nach den ersten Bombardierungen der Stadt während des Zweiten Weltkriegs geboren. Noch kein Jahr alt, verließ sie mit Mutter und älterem Bruder die Stadt und kam im Schloss Ulrichshusen in Mecklenburg-Vorpommern unter. Nach der Flucht vor den Russen verbrachte sie den Nachkriegswinter 1945/46 mit den Verwandten in Berlin. 1948 wurde sie in Nürnberg an der Rudolf-Steiner-Schule eingeschult, wo sie 1962 das Abitur machte. Im selben Jahr begann sie ein Studium der Freien Grafik bei Fritz Griebel an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. Es folgte ein Studium an der Hochschule für Bildende Künste Berlin, zunächst in der Grundklasse bei Hans Jaenisch und Dietmar Lemcke, dann in der Klasse für Malerei bei Hermann Bachmann. Hier entstand die Bilderserie 'beschädigte Autos', die zu ihrem Frühwerk gehört. 1966 ging Mara Loytved-Hardegg für fast zwei Jahre nach Paris, studierte an den Beaux Arts Malerei bei Roger Chastel und an der École Supérieure des Arts Décoratifs Bühnenbild bei Félix Labisse und Wandmalerei bei Despierre. 1968 ging sie nach Deutschland zurück und machte 1969 an der Münchner Akademie der Bildenden Künste das künstlerische Staatsexamen für Kunstpädagogik. Ab 1972 lehrte sie u. a. an der Fachoberschule für Gestaltung und an der Fachhochschule für Kommunikationsdesign in Nürnberg. Sie arbeitete an mehreren Filmen von Rosemarie Blank mit (Montage, künstlerische Beratung).Seit 1983 arbeitet sie auch regelmäßig in ihrem Atelier in Italien. Seit 2008 lebt und arbeitet sie in Berlin. Mara Loytved-Hardegg war in ihrer Jugend zunächst stark von Arbeiten der deutschen Expressionisten und von Picasso beeindruckt. Ihre Autobilder aus den Berliner Studienjahren zeigen Elemente der Collage. Nach der Beschäftigung mit dem Kubismus während ihres Parisaufenthalts und einer ersten Begegnung mit Arbeiten von Piet Mondrian entstanden in den späten 1960er Jahren in München erste ungegenständliche, konstruktive bzw. konkrete Bilder und Objekte. Von da an beschäftigte sie sich insbesondere mit Farbe als 'Phänomen' in all ihren Erscheinungsformen. Es entstanden Arbeiten aus Farbschatten und deren Mischungen, meistens ausgehend von den Grundfarben. (Siehe Farbsäulen in der Ausstellung ‚Frauen und rationale Kunst’, Galerie Circulus, Bonn, 1975/76.) Auch in den gestischen Arbeiten der späten 1970er Jahre dominieren Mischungen aus den drei reinen Grundfarben. Das Thema Schatten taucht auch später in ihren Arbeiten wieder auf, hier aber thematisch als 'lebensgeschichtliche' Schatten. In den 1980er Jahren entstanden die großen Schattenstücke. Es waren subjektive und kollektive Erinnerungsstücke. Den Schritt zu Porträts von zerstörten Helden machte sie ebenfalls in dieser Zeit. Seither beschäftigt sie sich in ihren Arbeiten immer wieder mit Geschichte und Erinnerung. Oft geht sie direkt den Spuren der Geschichte an verlassenen Orten oder in zerfallenden Gebäuden nach, sammelt und hinterlässt selbst Spuren. Die Suche nach Spuren der Geschichte wurde auch Auslöser für etliche Gemälde. Dies gilt besonders für die Bunkerbilder, die sie nach kleinen Schwarz-weiß-Fotos aus dem Zweiten Weltkrieg malte. „So ergibt sich wohl erst das Ruhende, eben nicht nur Bedrohliche, sondern auch Geheimnisvolle der Bunker-Bilder – Natur, Licht, Atmosphäre fressen an der Härte des Betons, am bedrohlichen Inneren. Das ist reine Malerei... Diese Bunker liegen so bedrohlich da, wie sie zugleich im feinen Gespinst der Farbe zerfallen.“[1]