Johann Adam Klein
(1792 - 1875)
Schafherde
Kupferstich,
unsign.,
12,5 x 11 cm
Biografie
Johann Adam Klein (1792 Nürnberg – 1875 München) Radierer, Maler und Lithograph. Klein nahm im Alter von 8 Jahren Zeichenunterricht bei Georg Christoph Bemmel, besuchte 1802 die Nürnberger Zeichenschule unter G. Ph. Zwinger, wo er nach Preisler‘schen Vorlagen und nach Stichen von J. E. Ridinger kopierte. 1805 kam er zu dem Kupferstecher Ambrosius Gabler in die Lehre, der ihn nach Antiken u. nach holländischen Radierungen des 17. Jhs. zeichnen und radieren ließ und in der Lithographie unterwies. Auch unternahm Gabler mit seinen Schülern Wanderungen in die Umgebung Nürnbergs, um sie zum fleißigen Studium der Natur anzuregen.
Klein, dessen Begabung für die Tierzeichnung Gabler frühzeitig erkannte, wurde von ihm studienhalber oft auf Viehmärkte geschickt. Bei dem Kunsthändler Frauenholz sah Klein Aquarelle von Wilh. v. Kobell, die großen Eindruck auf ihn machten, u. die er mit Erlaubnis Kobells kopierte. Nach dem Tode seiner Mutter zog er 1811 nach Wien, um sich an der dort. Akademie weiter auszubilden. Er befreundete sich mit Bartsch, Füger, Molitor u. vor allem mit Joh. Georg Mansfeld, der mit ihm Reisen machte u. ihm Gönner in den Wiener Adelskreisen verschaffte. Von 1817 ab wurde Klein durch den französ. Botschafter Marquis de Caraman u. den Fürsten Metternich unterstützt. Auch König Maximilian von Bayern nahm sich seiner an. Metternich schickte ihn nach Ungarn, wo er auf Gütern und Gestüten Pferdestudien machte. 1818 unternahm er mit Erhard, Welker und d. Gebrüdern Reinhold eine Reise nach Salzburg u. ins Salzkammergut; während die andern von dort nach Italien weiterzogen, ging Klein nach München, wo er 7 Monate weilte und mit Wagenbauer, Heß u. Quaglio verkehrte.
Nach kurzem Aufenthalt in Nürnberg machte er sich dann im August 1819 ebenfalls auf den Weg nach Italien u. gelangte über die Schweiz, Mailand u. Bologna nach Rom. Hier traf er in der Gesellschaft Erhards mit Koch u. Reinhart zusammen. Auch Gottfr. Schadow u. Vogel von Vogelstein lernte er kennen u. besuchte mit ihnen Neapel. Nach 2 Jahren kehrte er über Venedig und Tirol nach Nürnberg zurück. 1823 heiratete er hier Karoline Wüst, nach deren Tod (13.7.1837) er nach München übersiedelte u. dort 1839 die Witwe d. Kupferst. Wolf heiratete. – Kleins ausgesprochen zeichnerische Begabung wirkt sich in Richtung jener programmlosen, realistischen Landschaftskunst aus, die kurz nach 1800 als Reaktion gegen die pathetische Auffassung des heroischen Landschaftsstiles zur Geltung kam. Er war ein biederer Kleinstadtbürger mit ausgeprägtem Wirklichkeitssinn, den er in seiner Jugend, auf seinen vielen Wanderungen u. seinen Reisen unermüdlich zeichnend betätigte. Ländliche Szenen aller Art, in denen er sich der Wiedergabe von Pferden u. Haustieren mit besonderer Liebe widmete, machen den Hauptteil seines Werkes aus.
Daneben stehen historisch interessante militärische Begebenheiten aus der Zeit der Freiheitskriege, die er beim Durchzug der Russen in Nürnberg, beim Wiener Kongreß und am Rhein zu beobachten Gelegenheit hatte, Darstellungen fremdländischer Volkstypen sowie die naturgetreuen Bildnisse seiner Freunde u. Bekannten. (Dr. A. Heymann, Wien, besitzt einen Band mit 106 Porträtzeichnungen Kleins aus den Jahren 1816/47.) Der Hauptreiz der graphischen Blätter Kleins besteht in der Schlichtheit ihrer Konzeption. Die vor der Natur angefertigten Zeichnungen, nach Ort u. Datum ihrer Entstehung meistens genau bezeichnet, werden unverändert auf die Platte übertragen, erhalten aber durch geschickte Kombinierung verschiedener Landschaftsausschnitte den Charakter einheitlich geschlossener Kompositionen. Jede Einzelheit ist als Form- u. Farbwert genau fixiert u. in scharfer linearer Begrenzung festgelegt.
Die so entstandenen Blätter, Tagebuchillustrationen vergleichbar, stehen vermittelnd zwischen der Malerei u. der Graphik des frühen 19. Jahrhunderts: Sie tragen den Charakter von Gemälden, bewahren aber doch die Intimität ihrer Gattung. Das graphische Oeuvre Kleins – von Jahn sehr genau katalogisiert – umfasst 366 Nummern. Es enthält außer Radier. u. Lithogr. Atzdrucke und Blätter in Aquatinta-, Kreide- u. Schabmanier. Sehr häufig u. aus allen Perioden vorkommend sind seine Neujahrsvignetten. Auch Umrißblätter, wie sie das Biedermeier zu kolorieren liebte, kommen öfters vor. Die spätestdatierte Radierung Kleins: Münchener Bierwagen beim Sterneggerkeller, entstand 1862.
Mit graph. Arbeiten ist K. besonders gut vertreten im Kupferstichkab. des German. Nat.-Mus. in Nürnberg (über 400 Bl.), in der Handzeichn.-Sammlg der Nationalgal. Berlin (23 Zeichn.), im Leipziger Kupferst.-Kab. (31 Zeichn.), in d. Wiener Albertina u. in d. Kupferst.-Sammlg Main2 (400 Drucke). Eine Auswahl s. Radier. (100 Bl.) erschien im Verlag der Zeh‘schen Buchhandlung in Nürnberg (1844/48); eine Neuausgabe von Christian Siegm. Zindels „Der Eislauf oder das Schrittschuhfahren. Ein Taschenbuch für Jung und Alt, Nürnberg 1825. Mit 6 Kupfern von J. A. K.“ wurde von der Reichsdruckerei in Berlin als Jahresgabe für den Freundeskreis der Staatl. Kunstbibl. Berlin 1925 veranstaltet. (Quelle: Thieme-Becker)