Ferdinand Kobell, Gartenansicht mit Schmuckrahmen
Ferdinand Kobell
(1740-1799)
Gartenansicht mit Schmuckrahmen
Radierung
Maße 9 x 6 cm
unsigniert
Biografie
1754 wird K. an der Lateinschule der Universität Heidelberg immatrikuliert.
1760 absolviert er das juristische Examen und wird Sekretär der Hofkammer.
Auf Fürsprache des Freiherrn von Stengel wird K., der um 1760 mit kleinen Waldszenerien beginnt, vom Staatsdienst befreit; er erhält von Kurfürst →Karl Theodor ein Stipendium an der Mannheimer Akademie. Hier unterrichtet ihn Peter Anton von Verschaffelt im Abzeichnen von Gipsabgüssen.
Eine Landschaftsklasse gibt es an der Akademie noch nicht; dennoch befaßt sich K. bevorzugt mit der bestmöglichen Wiedergabe der Natur, um sie in ihrer ganzen Lebendigkeit zu schildern.
1764 erfolgt die Ernennung zum Theaterdekorationsmaler, 1766 zum Kabinettsmaler, letzteres unter der Bedingung, dem Kurfürsten jährlich 2 Supraporten abzuliefern.
Ein Aufenthalt in Paris 1768-70 dient der Vervollkommnung seiner Zeichen- und Radiertechnik.
Er lernt die dortigen Gemäldesammlungen kennen und tritt in freundschaftliche Beziehung zu Pariser Künstlern, vor allem mit J. G. Wille, der für K.s Radiertätigkeit von großer Bedeutung wird. 1772 erhält er den Auftrag, das Schwetzinger Badhaus mit 7 zwei Meter hohen Wandpanneaux auszustatten, 1784, den Zyklus der Heidelberger Eisgangbilder anzufertigen und 1786, den Zyklus der Aschaffenburger Ansichten auszuführen.
Während bis in die 70er Jahre hinein sein zeichnerischgraphisches Werk vorrangig ist, wird es in den 80er Jahren durch zahlreiche Gemälde ergänzt – es sind dies wohl seine produktivsten Jahre.
Mit dem Umzug nach München (1793), wo sich K. nie richtig wohl fühlt, bricht sein Schaffen fast vollständig ab.
Als Landschaftsmaler des ausgehenden 18. Jahrhunderts ist K. noch stark in der Auffassung des holländischen und französischen 17. Jahrhunderts verwurzelt. In der Wiedergabe des Lichts und in der kompositionellen Aufteilung seiner Landschaften spürt man das Vorbild Claude Lorrains wie auch das der italienisierenden Holländer Jan Both, Herman van Swanevelt und Adam Pynacker.
Der Baum prägt das landschaftliche Gesicht seiner Gemälde und Zeichnungen: Silbern schimmert sein Blattwerk in der Ferne, filigran-durchsichtig ragen seine Äste in den hohen Himmel; er begrenzt die Landschaft, unterteilt sie, belebt sie an Architekturteilen und Felsen.
Wichtig ist sodann das Wasser: Die landschaftlichen Ebenen werden durch Flußläufe geteilt, durch Seen gegliedert, durch Wasserfälle und Gebirgsbäche belebt.
Die kräftig strukturierten Wolkengebilde bestimmen die Bewegung des dargestellten Naturausschnitts. Typisch ist das Übereinander zweier Wolkendecken und die ungestörte Vereinigung von düsterer Wolkenwand einerseits und klarem Himmelston andererseits.
In den späten Landschaften tritt an die Stelle des stark bewegten Himmels ein sich mit der Landschaft vereinender atmosphärischer Farbklang. Die|figürliche Staffage – bevorzugt Bauern und Hirten – wird nicht zum Hauptthema, sondern belebt durch ihre farbliche Vielfalt.
Die Architektur – basierend auf Beobachtungen aus der heimatlichen Umgebung beziehungsweise auf Anregungen aus der holländischen Landschaftsmalerei – wird nur im Eisgangzyklus und im Zyklus der Aschaffenburger Ansichten zum Bildträger. In seinen frühen Bildern komponiert K. den Landschaftsraum mittels Tiefenleitern.
Später verzichtet er auf jede Art von „Ausblick“ und schildert das Landschaftsgefüge aus der Nahsicht.
Der Betrachter findet sich nun einem Landschaftsteil schräg gegenüber und kann von hier aus den Ablauf der angeschlossenen Teile bis in den Hintergrund verfolgen.
Die Endlösung seiner Raumkomposition gewinnt K. in der diagonalen Halbierung des Bildraums.
Neben die naturgetreuen Farbbestimmungen tritt später eine Ton-in-Ton-Malerei, die die Formen durch Schattierungen innerhalb eines Farbtons beschreibt.
In den letzten Jahren reduziert das allgemeine Stimmungslicht die Verwendung von Lokalfarben, das heißt die landschaftlichen Teile werden durch einen gemeinsamen Farbschleier zusammengefaßt. Anfangs beleuchten zwei Lichtquellen den Vordergrund und den Bildraum.
Später gewinnt das „Raumlicht“ zur Vorstellung bestimmter Tageszeiten oder Naturstimmungen an Bedeutung. In K.s späten Gemälden umhüllt ein allgemeines Stimmungslicht die Landschaften (zum Beispiel als Reflex der bereits untergegangenen Sonne).
Damit drückt K. einen Grad von Naturwahrheit aus, der später den malerischen Realismus des 19. Jahrhunderts beeinflußt. Die Gemälde sind meist Auftragsbilder.
Supraporten und Wandpanneaux, die sich heute großenteils in den Museen von Mannheim, Heidelberg, Stuttgart und München befinden. Mit Ausnahme des Aschaffenburger Zyklus und der Heidelberger Eisgangbilder sind seine Landschaften nie vom Auftraggeber vorgeschriebene Ansichten.
Wenn er sich auch durch das Landschaftsbild seiner engeren Heimat anregen läßt, so gibt er doch kaum ein topographisches Abbild der Natur wieder.
Zu Hause variiert er die in der Natur beobachteten Details und zeichnet sie als geschlossenen Kosmos.
Viele dieser Zeichnungen setzt er in Radierungen um; insgesamt radiert K. 242 Platten, die im 2. Weltkrieg zerstört worden sind. Lediglich in Familienbesitz befinden sich noch 8 Platten, deren Motive 1973 in einer Auflage von je 20 Stück veröffentlicht worden sind.
Kobell konzentriert sich in seiner Lehrtätigkeit vor allem auf die künstlerische Ausbildung seines Sohnes Wilhelm.
Jakob Rieger und Johann Joseph Hartmann gehen bei ihm in die Lehre, Jeanette Lamey, der Freundin Schillers, und der Frankfurterin Marianne Kraus gibt er Anweisungen.
Stephan von Stengel empfängt für eigene Landschaftszeichnungen und -radierungen von K. Anregungen. →Matthias Schmidt veröffentlicht 1806 eine „Suite d'estampes d'après les dessins originaux à la plume de F. K.“, in denen er 18 Blätter K.s nachsticht.
Quelle: deutsche-biographie
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