Eduard Bendemann
(1811 - 1889)
Schäferszene
Radierung,
u. li. u. re. bez.,
34,5 x 21 cm
Biografie
Bendemann, Eduard Julius Friedrich, Historienmaler, geb. am 8. 12. 1811 zu Berlin als Sohn eines angesehenen Berliner Bankiers, † am 27. 12 1889 zu Düsseldorf. In einem Hause aufgewachsen, das nicht nur durch seinen Wohlstand, sondern auch durch die Wahl seines Verkehrs zum Mittelpunkt eines Kreises der bedeutendsten geistigen und künstlerischen Kräfte des damaligen Berlinwurde, empfing Bendemann schon früh Anregungen, die in ihrer ästhetisierenden Richtung nicht ohne Einfluß auf sein empfängliches Gemüt bleiben konnten. Entscheidend für die Wahl des Künstlerberufes wurde der Verkehr mit Julius Hübner, seinem späteren Schwager, der durch Schadow in das Bendemannsche Haus kam. Die ersten grundlegenden Studien machte B. bei W. Schadow, dem er auch 1827, zusammen mit Hübner nach Düsseldorf, wohin der Meister als Direktor der Akademieberufen worden war, folgte. Er schloß sich hier dem mit seinem Lehrereng verbundenen Schadowschen Schülerkreise an, der auf dem Bodeneiner lyrisch-romantischen Zeitstimmung der „Düsseldorfer Schule“ das charakteristische Gepräge gab. Bendemanns weichlicher Natur entsprach die Mischung von Melancholie und Süßlichkeit, jene Poesie der Resignation, die nicht aufgerüttelt werden konnte von dem Draufgängertum eines frischen Realismus. Schon seine ersten Bilder drückten sowohl seiner Kunst, wie auch der Düsseldorfer Schule den Stempel auf. Wohl veranlaßt durch den großen Erfolg, den Lessings ,,Trauerndes Königspaar“ erzielte, schuf B. nach der Rückkehr von einer mit Schadow unternommenen italienischen Reise sein erstes großes Werk „Die trauernden Juden im Exil“ (im Wallraf-Richartz-Museum zu Köln), in dem zwar seine Zeitgenossen das höchst Erreichbare von Kraft u. Können zu sehen glaubten, das aber auch die Grenzen der Bendemannschen Kunst und die Schwächen seiner Begabung einsichtigen Beobachtern, wie Wolfgang Müller v. Königswintererkennen ließ. Wie Ad. Schrödter bereits 1832 mit seinen „Trauernden Lohgerbern“ einen energischen künstlerischen Protest gegen die Sentimentalität der trauernden Könige, trauernden Juden, trauernden Propheten usw. eingelegt hatte, so warnte Müller v. K. vor der überschwänglichen Einschätzung nach dem Beispiele Schadows, dessen Urteil schon Raczynski (1836) lediglich als Ausdruck der Freudeüber die Erfolge seines Schülers angesehen haben will. Es fehlte dem kühlen und geschickten Eklektiker an der wahrhaft künstlerischen Gestaltungskraft, an der Fähigkeit, wirkliche Tragik zu gestalten. Das empfindet man vor allen historischen Kompositionen Bendemanns, von seinem 1834 geschaffenen „Jeremias auf den Trümmern Jerusalems“ bis zu der letzten großen Schöpfung „Wegführung der Juden in die Babylonische Gefangenschaft“, die 1872 entstand. Das Fehlen der Charakteristik, das auch den Werken, die andere Stoffe als biblische behandeln, anhaftet, war es auch, das den „Idyllenmaler des Alten Testaments“ nie zu einer rechten Volkstümlichkeit gelangen ließ, trotz der starken Produktivität und trotz der weiten Verbreitung seiner Werke durch Reproduktionen. Nach der italienischen Reise (er hielt sich vom Nov. 1829 bis Ende April 1831 in Rom auf, dass er auch 1866/67 noch ein zweites Mal besuchte [Mitt. v. Dr. Fr. Noack]), wohnte B. mit kurzer Unterbrechung einige Jahre in Düsseldorf, wo u. a. „Jeremias auf den Trümmern Jerusalems“ entstand, dann zog er nach Berlin, wo er sich mit der Tochter Gottfr. Schadows verheiratete. Hier führte er im Hause seines Schwiegervaters sein Freskogemälde „Die Künste am Brunnen der Poesie“ aus, wohl in der Hoffnung, bald monumentale Aufträge zu erhalten. Als diese bei der damaligen Sparsamkeit des preußischen Staates ausblieben, nahm B. 1838 einen Ruf als Professor an die Akademie zu Dresden an, wo ihn für viele Jahre (1839–55) eine Fülle von großartigen Aufgaben in Anspruch nahm. Den Thronsaal des kgl. Schlosses schmückte er mit einem Gestaltenkreis von Königen und Gesetzgebern und Vertretern der bürgerlichen Stände, sowie mit einem Fries der Kulturentwickelung der Menschen (radiert von H. Bürkner, Leipzig 1845). Im Ball- und Konzertsaal verherrlichte er das Leben und die Kultur der Griechen (Joh. Gust. Droysen, Die Wandgemälde im Ball- und Konzertsaal des kgl. Schlosses zu Dresden. 12 Tafeln, radiert von Hugo Bürkner, Dresden 1859). Nebenausgezeichneten Porträts, in denen B. ganz hervorragende Leistungen geschaffen hat, sind in Dresden zahlreiche zur Illustration von Büchern bestimmte Zeichnungen entstanden (Nibelungenlied, Ammen-Uhr, Abc-Buch für kleine und große Kinder). 1859 folgte Bendemann einem Rufe an die Düsseldorfer Akademie, deren Leitung er nach Schadows Rücktritt übernehmen sollte. Auch hier beschäftigten ihn große Aufgaben, die sich den Dresdener Wandgemälden würdig anschlossen, „aber“, sagt Schaarschmidt (Zur Geschichte der Düsseldorfer Kunst S. 292) „vom Pulsschlag der Zeit war in ihnen nichts zu spüren“. Es war zunächst ein Fries in der Aula des Realgymnasiums zu Düsseldorf, der in reizvollen Kindergestalten Wissenschaft, Handel, Industrie und Kunst personifizierte. Nicht ohne Großartigkeit sind ferner die Gemälde im Schwurgerichtssaal zu Naumburg. In dem figurenreichen Bilde „Wegführung der Juden in die babylonische Gefangenschaft“ 1872, faßte der greise Künstler noch einmal alles zusammen, was an theatralischem Prunk und unleugbarer dekorativer Wirkung die romantische Historie leisten konnte. Aber alle diese Vorzüge vermochten doch nicht über die innere Leere, über den Mangel des inneren Feuers hinwegzutäuschen. 1867 legte Bendemann sein Amt als Direktor der Düsseldorfer Akademie nieder, teils aus Gesundheitsrücksichten, teils weil der neue Geist, der die Düsseldorfer Künstlerschaft und die Akademie beherrschte, seinen strengen Kunstanschauungen nicht entsprach. Indessen hatte er die Freude, in Peter Janssen, dem späteren Direktor der Akademie, einen Künstler heranzubilden, der der Monumentalmalerei, freilich im Anschluß an den modernen Realismus, zu neuem Leben verhelfen sollte. Von hervorragendem Werte sind die in der Charakteristik gut erfaßten und auch in der malerischen Qualität bedeutenden Bildnisse seiner Frau in schwarzer Mantille, des Buchhändlers Heirrr. Brockhaus, des Fürsten Anton von Hohenzollern, des Geigenvirtuosen Jos. Joachim, des Malersund Dichters Rob. Reinick (im Museum zu Danzig), des Historikers J.G. Droysen (Nat.-Gal. Berlin), des Historienmalers Camphausen (Gal. Düsseldorf), W. v. Schadows (Akademie Antwerpen und Düsseldorf) u.a.; diesen anzureihen sind die in längeren Jahren gesammelten Kohlezeichnungen von Porträtköpfen berühmter Zeitgenossen. Außer den erwähnten Wandmalereien gelten als seine bedeutendsten Schöpfungen die Staffeleibilder: „Die trauernden Juden“ („An den Wassern von Babylon saßen wir und weinten, wenn wir an Zion gedachten“), 1832, im Wallraf-Richartz-Museum in Köln; „Jeremias auf den Trümmern Jerusalems“,1836, im kgl. Schlosse Bellevue zu Berlin (Wiederholung im Schlosse zu Hannover); „Wegführung der Juden in die babylonische Gefangenschaft“, 1872, in der Nat.- Gal. Berlin; „Penelope“, 1877, Akademie Antwerpen. Raczynski, Gesch, der neueren deutschen Kunst, Berlin 1836. – Püttmann, Die Düsseldorfer Malerschule, Leipzig 1839. – Müller von Königswinter, Düsseldorfer Künstler, Leipzig 1854 S. 29ff. – Wiegmann, Die Kunstakademie zu Düsseldorf (1856), S. 125 – J. G. Droysen, E. Bendemann & H. Bürkner, Die Wandgemälde im Ball- und Konzertsaal des kgl. Schlosses zu Dresden, 12 Tafeln Qu. fol. Dresden 1859. – Fr. Heinen, B.s Wandgemälde in der Aula der Realschule Düsseldorfs, Düsseldorf 1866. – Pecht, Deutsche Künstler des 19. Jahrh. Nördlingen1881. – Meyer, Kstlerlex. III (Oeuvreverzeichnis u. Reprod. nach s. Werken). – A. Fahne, Die Düsseldorfer Malerschule, Düsseldorf 1837.– H. Becker, Deutsche Maler, Leipzig 1888. – Max Zimmermann, Gedächtnisrede auf Ed. Bendemann bei der kgl. Kunstakad. u. Künstlerschaft Düsseldorfs, Düsseldorf 1890. – Katalog d. Ausstellung der Werke von Ed. Bendemann in der Kgl. Nat-Gal., Berlin 1890. – J. Schrattenholz, Ed. Rendemann, Düsseldorf 1891. – F. v. Bötticher, Malerwerke d. 19. Jahrh. I (Verzeichn. d. Werke). – Schaarschmidt, Zur Gesch. der Düsseldorfer Kunst (1902). – Schorns Kunstblatt 1836 S.190ff., 1837 passim. – Deutsches Kunstblatt 1853 S. 4ff., 1854 S. 297ff.– Dioskuren 1860–1866. – Ill. Zeitung No. 2014 (Leipzig 1882) S. 91ff.– Zeitschr. f. bild. Kst u. Kstchr. Reg. (Nekr. N. F. I 225)